Inzwischen stellte sich heraus, dass viel mehr dahinter
steckt und sie Teil der Widerstandsbewegung „MST“ (movimiento dos trabalhadores
rurais sem terra- Bewegung von Landarbeitern ohne Boden) sind und im Rahmen
davon, eine Fortbildung besuchen.
Daraufhin entstanden einige spannende Gespräche über die
ungleiche Landverteilung in Brasilien bzw. in verschiedenen Ländern
Lateinamerikas.
MST ist die größte soziale Bewegung Lateinamerikas mit
insgesamt 1, 5 Millionen Mitgliedern/innen und ist in 23 von 27 Staaten
Brasiliens vertreten.
Sie entstand aufgrund der extrem ungleichen Verteilung von
Landfläche.
In Brasilien besitzen 10 % der Bevölkerung 80 % des Landes.
Das bedeutet, dass 20 Großgrundbesitzer über 20 Millionen Hektar Land verfügen,
3,3 Millionen Kleinbauern/innen haben zusammen genau einmal so viel Land.
Aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung und ökologischen
Belastungen wird landwirtschaftlicher Boden immer mehr zu einem knappen Gut,
weshalb Investoren (u.a. die deutsche Bank!) aus Industrie- und
Schwellenländern große Agrarflächen in vielen Entwicklungsländern aber unter
anderem auch in Russland oder Brasilien
sichern. (land-grabbing)
Kleinbauern fehlt oftmals das Landrecht und sie verfügen
über keinen offiziellen Besitztitel, sie bewirtschaften nach traditionellen
Nutzungs- und Besitzübereinkünften. Das macht es für Investoren besonders
leicht, Landfläche zu pachten oder kaufen, auch wenn ca. die Hälfte des Landes
lediglich als Spekulationsobjekte dient und nicht bewirtschaftet wird. Landlose
sind staatlichen Institutionen ausgeliefert, Großgrundbesitzer/innen aufgrund von
Korruption weitgehend straffrei.
Doch die Spekulation scheint erfolgreich zu sein.
Aufgrund des weltweit zunehmenden Fleischkonsums und der
hohen Nachfrage nach Biodiesel ist eine wachsende Sojaproduktion von Nöten.
Soja ist das Nahrungsmittel für die auf Massentierhaltung
basierende Fleischproduktion. Auch wenn es zunächst ein sinnvoller
Fleischersatz scheinen sollte, landet nur ein geringer Teil in Lebensmitteln
wie Tofu, Sojasoße, Sojamilch oder Margarine.
Fakt ist, dass 250 Millionen Tonnen Soja angebaut werden,
dreiviertel der Produktion in Lateinamerika und allein ein Viertel in Brasilien
–vor allem für die Fleischproduktion.
Mit Unterstützung der Militärregierung in den 70er Jahren
breitete sich die Produktion immer mehr, von Süden kommend, Richtung Amazonasgebiet aus.
Neben der Vernichtung von Landflächen und ökologischen
Problemen geht aus der Produktion die gewaltsame Vertreibung der ländlichen und
indigenen Bevölkerung hervor. Der Anbau rentiert sich nur im großen Stile,
weshalb nur Großunternehmen profitieren können. Für genmanipulierte Samen,
Technik und Pestizide fallen hohe Kosten an. Das Modell basiert auf einer
Mechanisierung der Landwirtschaft und verlangt nur wenige Arbeitskräfte.
Die Bevölkerung wird also von ihren Möglichkeiten beraubt
und migriert auf der Flucht von Armut, Arbeitslosigkeit und Gesundheitsgefahren
in die Städte.
MST protestiert gegen die Vertreibung und verlangt nach
Umverteilung.
Seit 1985 besetzt die Organisation ungenutztes bzw.
unrechtlich erworbenes Land. Es werden Prozesse gegen die Landbesitzer geführt.
Wenn diese gewonnen werden können, werden Siedlungen für die ehemals Landlosen
errichtet. Es entstehen kooperative Bauernhöfe, Schulen und seit neustem sogar
eine Uni.
Bisher konnten bereits für 400 000 Familien offizielle
Landtitel erreicht werden.
1991 erhielt die Organisation den alternativen Nobelpreis.
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